Wie Hund und Katze zu sein, lässt häufig erahnen, dass sich zwei so gar nicht leiden können. Tatsächlich ist es so, dass man die beiden beliebtesten Haustiere nur selten friedlich zusammen sieht. Ein gemütlicher Spaziergang mit dem Familienhund wird plötzlich zu einem Kraftakt in der Leine haltenden Hand. Doch weshalb mögen sich Hund und Katze eigentlich nicht? Und gibt es eine Möglichkeit, die beiden aneinander zu gewöhnen?
Eine Frage der Evolution
Wirft man einen Blick auf die Herkunft von Katze und Hund, wird schnell klar, dass deren Geschichte sehr weit voneinander entfernt liegt. Hunde gehören zu den sogenannten „Canoidea“, auch die Hundeartigen genannt. Zu dieser Kategorie gehören nebst den Hunden unter anderem auch der Wolf, der Bär, der Marder und gar das Walross. Katzen wiederum gehören der Familie der „Feloidea„, auch die Katzenartigen genannt, an. Dieser werden nebst Katzen auch Hyänen und Mangusten zugeordnet. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich Hund, welcher näher mit dem Walross verbunden ist und Katze nicht von Natur aus gut verstehen.
Domestizierung
Ein weiterer grosser Unterschied besteht darin, wie sich die beiden Vierbeiner mit uns Menschen in Verbindung gesetzt haben.
Der Hund, damals noch Wolf, kam vor zehntausenden von Jahren erstmals mit dem Menschen in Kontakt, als dieser noch als Feind und Konkurrent auf der Jagd galt. Irgendwann begann der Mensch den Wolf zu zähmen und ihn als Beschützer von gefährlichen Raubtieren und als Hilfe auf der Jagd einzusetzen. Mensch und Wolf waren voneinander abhängig und mit den Jahren entwickelte sich der Wolf immer mehr zu einem zahmeren und zutraulicheren Wesen, welches sich immer weiter vom Wolf entfernte. Die Schnauze verkürzte sich, die Reisszähne bildeten sich zurück und Form, Fell und Farbe veränderten sich. Der Hund ist ein Rudeltier, welches auf dieses angewiesen und fixiert ist. In der Wildnis jagen sie zusammen, essen zusammen und sind voneinander abhängig. So sind die meisten Hunde auf ein bestimmtes Herrchen oder Frauchen fixiert.
Im Gegensatz zu den Hunden, hat sich die Katze freiwillig dem Menschen angeschlossen. Die Geschichte führt zurück ins alte Ägypten, wahrscheinlich noch weiter, als die Katze beim Menschen Nahrung in Form von Mäusen, Ungeziefer und weiteren Köstlichkeiten fand. Der Mensch erkannte daraufhin die Nützlichkeit und auch die Schönheit der Katze. Obwohl die Katze die Nähe des Menschen gesucht hat, ist sie nicht vollständig abhängig von ihm. Im Gegensatz zum Hund ist die Katze meist alleine unterwegs. Es kann zwar durchaus passieren, dass diese auch gemeinsam jagen, jedoch bleibt diese Konstellation nie lange bestehen und aufgrund der Grösse der Beute, jagen Katzen am liebsten alleine.
Kommunikation
Das Sozialverhalten und die Kommunikation der beiden Vierbeiner ist sehr unterschiedlich und funktioniert in vielerlei Hinsicht genau in die entgegengesetzte Richtung. So signalisiert ein wedelnder Hundeschwanz Freude und Freundlichkeit, während ein peitschender Katzenschwanz häufig Distanz und Aggressivität bedeutet. Oder das Knurren des Hundes, welches wiederum Distanz fordert und das Schnurren der Katze, welches als Zufriedenheit und „streichle mich“ verstanden werden kann.
Was beide jedoch gemeinsam haben, ist das instiktive Verhalten. Katze und Hunde tun sich schwer damit, „Fremdsprachen“ zu lernen. Es braucht eine gewisse Zeit zu realisieren, dass es sich beim Gegenüber um eine andere Spezies handelt, welche anders reagiert und kommuniziert wie die Artgenossen.
Katze und Hund zeigen also eine grundsätzlich unterschiedliche Körpersprache. Dennoch können beide gute Hausgenossen werden, wenn sie Zeit und Ruhe haben, um die jeweilige Sprache des anderen zu lernen und richtig zu interpretieren.
Hund und Katze aneinander gewöhnen
Wachsen Hund und Katze zusammen auf, passiert das aneinander gewöhnen meist von selbst und nicht selten entsteht gar eine liebevolle Beziehung zwischen den beiden. Ist ein Hund oder eine Katze jedoch vor dem anderen eingezogen, bedarf es Geduld und Zeit, um sich anzunähern.
Je behutsamer man vorgeht, umso grösser ist die Chance auf ein gemeinsames Zuhause. Wird die Vergesellschaftung überstürzt, ist es schwierig dies wieder gerade zu biegen. Der erste Eindruck ist wie bei uns Menschen ausschlaggebend und hat sich ein negativer Eindruck des anderen Tieres erst einmal eingeprägt, ist es schwierig, diesen wieder umzulenken.
Wie schon erwähnt, gilt generell, dass die Gewöhnung lieber schrittweise passiert, als diese in einem Intensiv-Crash-Kurs durchzustieren. Bei den ersten Zusammentreffen ist es ratsam, die Tiere für einige Minuten zusammenzubringen und danach wieder voneinander zu trennen, ein langsames Antasten sozusagen und das die Tiere von vertrauten Menschen umgeben sind.
Wichtig ist, dass es für beide Tiere einen Ort gibt, wo sie sich zurückziehen können, vor allem für die Katze. Gerade wenn man bedenkt, wie leicht eine verängstigte Katze durch ihren Fluchtreflex den Jagdinstinkt beim Hund auslösen kann. Empfehlenswert ist es, den Hund an die Leine zu nehmen und der Katze mit einem Katzenbaum beispielsweise eine Fluchtmöglichkeit bietet. Keinesfalls sollten die Tiere eingesperrt werden, da sich die Katze ohne Fluchtmöglichkeit eingeengt und bedroht fühlen kann und der Hund das Gefühl bekommt, in direkter Konkurrenz mit der Katze zu stehen.
Futterneid muss unter allen Umständen vermieden werden. Deshalb gilt: Bekommt der Hund ein Leckerli als Belohnung, bekommt auch die Katze eines. Die Fütterung generell sollte getrennt oder unter Beaufsichtigung erfolgen.
Zu welchem Zeitpunkt das Aneinander-Gewöhnen abgeschlossen ist, bestimmen die Tiere. Die Aufgabe des Herrchens oder Frauchens besteht darin, den Tieren viel Geduld und Zeit entgegenzubringen und auf die Sprache der geliebten Vierbeiner zu hören. So heisst es dann nicht mehr „Wie Hund und Katze sich streiten“, sondern „Wie Hund und Katze sich mögen“.